Raumvorstellung ist eine Sammelbezeichnung für mehrere
Fähigkeiten, sich etwas visuell vorzustellen. Dieses
Etwas kann eine andere Ansicht des betrachteten geometrischen
Objekts sein, anders ausgedrückt: Es geht darum sich
vorzustellen, wie das Objekt nach einem Wechsel des
Blickpunkts und der Blickrichtung aussieht.
Die Fähigkeit Blickpunkt und Blickrichtung zu wechseln
benötigt man beispielsweise, um sich in die Lage anderer
Verkehrsteilnehmer zu ver- setzen. - Im Folgenden stellen wir
einige der wenigen Unterrichtsvor- schläge zur
Förderung dieser Fähigkeit vor.
Das Winkeralphabet
wurde zur Nachrichtenübermittlung zwischen Schiffen benutzt.
Mit der Entwicklung de Sprechfunks verlor es seine Bedeutung.
Buchstaben werden durch die Stellung zweier Flaggen ko- diert,
Zahlen durch Zahlwörter, z. B. 18 durch "eins-acht". Das
Winker- alphabet umfasst 26 Kodes für Buchstaben. Ferner
gibt es Kodes für "Irrtum", "Verstanden", "Antwort",
"Ende der Nachricht".
Bild 1 zeigt links eine
Karte mit dem Kode von K aus der Sicht des Empfängers
der Nachricht, rechts die Karte mit dem Kode von K aus der Sicht
einer Person im Rücken des Senders der Nachricht. - Die
beiden Kartensätzse mit den Kodes von je 26 Buchstaben
sind das Material für ein Lernspiel zur Schulung des Wechsels
von Blickpunkt und Blick- richtung: Jeder Spieler hat zwei
Karten mit Kodes aus Sicht des Emp- fängers. Die Karten
mit den anderen Kodes werden nach und nach auf- gedeckt. Stellt
ein Spieler fest, dass eine dieser Karten zu einer seiner Karten
passt, legt er das Kartenpaar ab.
Im Lernmittel Seitenansichten von Spielkegeln müssen
4/6/8/10 farbige Spielkegel auf ein quadratisches 16-er Feld
verteilt werden, und zwar so, dass die Kegelkonfiguration den
vorgegebenen vier Seitenansichten entspricht.
Bild 2 zeigt eine
Aufgabe: Hier müssen acht Spielkegel verteilt werden:
je zwei gelbe, blaue, rote und grüne Kegel. Lösung: gelb:
1/4 2/3, blau: 1/3 2/4, rot: 3/2 4/1, grün: 3/1 4/2. - Um eine
solche Aufgabe zu lösen, müssen die Schüler
ständig die Seitenansicht wechseln, mit anderen Woren
Blickpunkt und Blickrichtung ändern. Die Position der Spielkegel
ist aus den Seitenansichten zu erschließen, sie ist aber
häufig auf den ersten Blick nicht eindeutig. Wenn man
beispielsweise in Bild 2 die Seitenansichten der gelben Kegel
für sich betrachtet, kommen auch die Positionen 1/3 2/4
in Frage. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass die
blauen Kegel diese Positionen einnehmen müssen.
Schräg- und Übereckbild
zeigen vom Würfelkörper nur eine Ansicht. Man könnte
den Körper auch aus einer anderen Perspektive zeichnen.
Hieraus ergeben sich Aufgaben, die allerdings voraussetzen, dass
die Schüler mit dem Zeichnen im Punktegitter vertraut sind.
Bild 3 zeigt ein Beispiel zum
Perspektivwechsel beim Übereckbild. Der Würfelkörper (oben links)
ist so ins Punktegitter zu zeichnen, dass die Kante am Pfeil vorne ist
(unten rechts).